Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag    vom 06.10.2005    "Onlineausgabe" 

Wie Bürger mit der Sonne Geld verdienen

Altenholz/Kiel - Die größte Solarstromanlage des Landes mit Bürgerbeteiligung ist jetzt am Netz. Schleswig-Holsteins CDU-Wirtschaftsminister Austermann sieht die Technik vor dem Durchbruch - ein Trend, der sich an der Börse widerspiegelt.

Bürger der Gemeinde Altenholz bei Kiel sind in diesen Tagen froh über das für die Jahreszeit ungewöhnlich gute Wetter: Auf dem Dach des Gemeindezentrums arbeiten seit Mittwoch 190 Photovoltaik-Module, die aus der Sonne bis zu 40 000 Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren. Das reicht aus, um das komplette Gemeindezentrum oder zehn Einfamilienhaushalte mit Strom zu versorgen.

Foto: dpa

Solarexperte Henning Riecken vor der neuen Solaranlage in Altenholz.

Es handelt sich nach Angaben der Betreiber um die größte Solaranlage in Schleswig-Holstein, die über eine so genannte Bürgerbeteiligung finanziert wird. Der Koordinator des Projekts, Olav Vollstedt, hat in den vergangenen Wochen insgesamt 58 Beteiligungen über jeweils 1000 Euro an Altenholzer und Kieler Bürger verkauft. Die restlichen 73 Prozent der 212 000 Euro für den Bau der Anlage steuert die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit einem Darlehen bei.
 
 "Die Anteilsscheine wurden mir fast aus der Hand gerissen", schildert Vollstedt. Hintergrund ist die angesichts niedriger Zinsen üppige Rendite von 7,75 Prozent. "Der Staat ermöglicht uns diese attraktive Verzinsung", erläutert er. Denn das Erneuerbare Energiegesetz sieht für Solarstrom eine Einspeisevergütung von knapp 54 Cent pro Kilowattstunde vor. Eine "normale" Kilowattstunde Strom kostet lediglich 16 Cent. Das Risiko für die Bürger sei damit relativ niedrig, unterstreicht Vollstedt. Probleme gebe es erst dann, wenn die Sonne in den nächsten 20 Jahren im Schnitt deutlich weniger als in den vergangenen 20 Jahren scheinen würde.
 
 Die vom Staat garantierte hohe Einspeisevergütung hat in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Boom der Solarenergiebranche geführt. In Deutschland stieg laut Kieler Wirtschaftsministerium die installierte Leistung aus Photovoltaikanlagen um knapp 70 Prozent auf 0,5 Milliarden Kilowatt.
 
 Im Vergleich zur Windenergie mit bundesweit 25 Milliarden Kilowatt Leistung führt die Solarenergie zwar noch ein Schattendasein, aber Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) ist sich sicher, dass die Solarenergie vor dem Durchbruch steht. "Die Nachfrage nach den Anlagen ist so groß, dass die Produzenten den Markt im Augenblick nicht im vollen Umfang bedienen können", so der Minister. Die Solar-Anlagen würden mittlerweile nicht nur im etwas sonnigeren Süden Deutschlands, sondern auch im Norden wirtschaftlich arbeiten. Er rechne daher mit der Schaffung mehrerer hundert neuer Arbeitsplätze in den nächsten Monaten, betont Austermann. CARSTEN MALTZAN

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